Der große Hanging Guide - Wie erstelle ich eine tolle Bildergalerie?
30/11/2016 von Berit
Mit dem Thema Wände bin ich noch lange nicht fertig. Zu groß ist die Spielwiese dafür. Und was fehlt in meiner Interior Serie #newlifeinprogress bisher noch? Natürlich, das Thema Bilder.
Poster, Bilderrahmen, Alu-Dibond, Acrylglas oder Leinwand – allein die Auswahl des Trägermaterials überfordert mich schon. Ganz zu schweigen von den Möglichkeiten an Motiven und Aufhängungsarten.
Aber eins nach dem anderen, auch hierfür findet sich natürlich ganz leicht ein Experte, der hilft. Martin Kranz ist Senior Art Curator beim Onlineshop JUNIQE und für die Auswahl der Motive und Künstler zuständig. Auf dieser unendlich scheinenden Plattform tummeln sich wirklich grandiose Kreative, Fotografen und Illustratoren und treiben mich mit ihren Arbeiten schier in den Wahnsinn.
Ihr habt eine riesige Auswahl und ich könnte stundenlang durch eure Galerie klicken und bin am Ende unentschiedener als vorher. Wie finde ich die perfekte Mischung an Motiven, Größen und Farben? Welche Fragen sollte ich mir bei der Auswahl stellen?
Kunst ist natürlich kein Gebrauchsgegenstand wie ein Stabmixer oder ein Fußabtreter. Kunst soll (muss) Emotionen und Gefühle auslösen, Erinnerungen wecken, eine bestimmte Stimmung erzeugen können, etwas im Betrachter bewegen. Nur wenn ein Bild einem auch zu hundert Prozent selber gefällt, hat es Potential, in die Wohnung zu passen. An einem Kunstwerk, das nur zur Einrichtung dient und auf einen selbst einen neutralen Eindruck erweckt, hat man langfristig gesehen wenig Freude. Der Kunstkauf sollte immer eine subjektive Entscheidung sein und nie nur aufgrund des Ortes an dem ein Bild aufgehängt wird, gefällt werden.
Besonders interessant wird es, wenn man den Mut findet, verschiedene Kunststile, Ästhetiken, Farbwelten oder auch Preiskategorien zu kombinieren: bekannte mit unbekannten Künstlern, moderne Designs mit Bildern vom Flohmarkt, schwarz-weiß Illustrationen mit Pop-Art Motiven - die so erzeugten Spannungen oder Harmonien geben einem Raum/einer Wand eine ganz eigene Dynamik, können Fragen aufwerfen, Geschichten erzählen, zum Denken anregen oder ganz einfach überraschen. Mut zum Stilmix!
Gerade bei sehr gemischten Arrangements ist ein roter Faden - sei es ein thematisches, farbliches oder stilistisches Leitmotiv - oft extrem nützlich, denn es gibt einer eklektischen Sammlung Struktur und Zusammenhalt.
Das kann zum Beispiel eine Farbe sein, die in allen oder auch nur einigen Bildern wiederkehrt. Das genaue Gegenteil kann auch der Fall sein, wenn eine Farbe, deren Komplementärfarbe in benachbart hängenden Bildern wieder aufgegriffen wird. Durch einen thematischen Oberbegriff lässt sich ein Stilmix aus verschiedenen Kunststilen und Farbwelten vereinen. Ganz typisch sind Galeriewände zum Thema Botanik, in denen verschiedene Fotografien, Zeichnungen und Grafiken in unterschiedlichsten Techniken und Farben kombiniert werden könnten, da alle durch ein loses botanisches Thema zusammengehalten werden und dadurch strukturiert wirken.
Acryl, Dibond, Leinwand oder Poster – Gibt es Materialien, die besser zu einem bestimmten Motiv und Kunststil passen und kann man die einzelnen auch untereinander mischen?
Bei der Wahl des perfekten Mediums kommt es nicht nur auf den Geschmack (der natürlich das wichtigste ist, denn Kunstkauf ist immer auch ein Stück Selbstdarstellung) und die Einrichtung des Zimmers an, sondern u.a. auch auf die Wandfarbe. Bilder wirken vor dunklen Wänden z.B. noch besser, wenn sie ein großzügiges weißes Passepartout haben. In nordisch, sachlich eingerichteten Räumen würde ich sicherlich eher zu einem schwarz gerahmten Print als zu einer Leinwand greifen. Das Gesamtkonzept muss schon stimmen, man sieht eine Gruppe Bilder nie wirklich isoliert an einer Wand, sondern eben immer im Kontext einer Gesamteinrichtung.
Besonders schön: Fotografien auf Acrylglas, darauf wirken Bilder besonders farbintensiv und brilliant, wobei ich bei schwarz-weißen Grafiken oder Zeichnungen primär zu einem gerahmten Artprint greifen würde. Weichere Illustrationen und vor allem Aquarelle/Malerei wiederum sähe ich am liebsten auf Leinwand - Fotografie oder schwarz-weiße Typografie gefällt mir persönlich eher weniger.
Grundsätzlich ist es immer sinnvoll, sich möglichst nah am ‘traditionellen’ typischen Medium für eine bestimmte Technik zu halten - z.B. Leinwand für Ölfarbe oder Aquarelle.
Das Mischen von verschiedenen Medien ist absolut erlaubt, wenn man es nicht übertreibt, und sich die Bilder gut in ein Gesamtkonzept fügen. So kann ich mir vorstellen, in einer Gruppe von drei bis vier gerahmten Bildern ein einzelnes Acrylbild als Blickfang / Fokus zu integrieren, würde aber kaum eine Leinwand, ein gerahmtes Bild und einen Acrylprint als Trio präsentieren wollen. Einzelne Ausreißer können durchaus reizvoll sein und ein wenig ‘Würze’ an die Wand bringen, aber natürlich ist das mit Vorsicht zu genießen - man mischt ja auch nicht in gleichen Teilen Salz, Oregano und Knoblauch für die Tomatensoße.
meine eigene Galerie
gewusst wie
Simplify it – Strenges Raster
Vor allem wenn es um eine Serie und ein Format (gleiche Rahmen- und Passepartoutgröße) geht, kann man Bilder in einem streng symmetrischen Raster aufhängen. Je nach Anzahl und Wandgröße entstehen unterschiedlich viele Reihen und Spalten. Akkurates Ausmessen ist hier sehr wichtig, damit die Abstände zwischen den Bildern genau stimmen. Mit einem Faden und einem Gewicht kannst du dir Hilfslinien machen, um das beste Ergebnis zu erzielen. Bei der Reihenfolge der Bilder immer als großes Ganzes denken. Mit etwas Abstand wird aus den Reihen und Spalten ein großes Bild.
Gaaaanz gerade - in der Reihe
Egal ob die Bilder gleich groß oder unterschiedlich im Format sind, in einer Reihe funktioniert es immer. Hierfür hast du drei Möglichkeiten. Denke dir eine unsichtbare Linie am oberen Ende und reihe die Bilder entlang dieser auf, am unteren Ende oder in der Mitte. Am besten nicht wild aus diesem Raster fallen, sonst wird es unruhig an der Wand.
Nobel, nobel – Die Salonhängung
Hier wird jetzt das Geheimnis der Petersburger Hängung gelüftet, zurückgehend auf die Anordnung der Gemälde im Eremitage-Palast. Je mehr Bilder desto besser werden hier in einer lockeren Gruppierung arrangiert. Stile, Motive und Farben können spannend gemischt werden. Es muss nicht auf gleiche Abstände geachtet werden. Hilfslinien aus Tape können aber die Fläche als Hilfestellung begrenzen und eine Mitte der Collage anzeigen, falls der Mittelpunkt beispielsweise genau über dem Sofa sein soll. Deshalb auch von innen nach außen arbeiten und die Anordnung am besten auf dem Boden probelegen. Richtig ist, was sich für euch richtig anfühlt.
No limits – Lockere Raster
Dies hier kann dein Mittelweg zwischen Strenge und Chaos sein. Gerade, wenn du Prints unterschiedlicher Größe und Format hast. Platziere zwei Reihen verschiedengroßer Bilder so auf Kante, dass die sich nahe liegenden Kanten parallel sind. Hänge zwischen zwei solcher Reihen eine Reihe gleichgroßer Prints, die quasi als Spiegelachse funktioniert. Die Spiegelachse kann horizontal oder vertikal verlaufen.
Eins aus Vielen – Die Rahmen-Collage
Aus unterschiedlichen, einzelnen Bildern, die in engem Zusammenhang stehen, wird ein Gesamtkunstwerk. Auf dieselben Farbtöne und Stile achten. Funktioniert am besten im Setzkastensystem mit gerahmten Prints, die so dicht aneinander gehängt werden, dass sie sich alle berühren.
„Der Kunstkauf sollte immer eine subjektive Entscheidung sein und nie nur aufgrund des Ortes an dem ein Bild aufgehängt wird, gefällt werden.“ Martin Kranz - Senior Art Curator |
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Ich habe mich in der Theorie für eine Art der Hängung entschieden. Wie bekomme ich nun das beste Ergebnis an die Wand?
Mir hilft es immer, die Bilder auf dem Boden auszulegen und die Hängung zu simulieren, auch, da man so die Hängung aus einiger Entfernung betrachten und auf sich wirken lassen kann. Auch hilft es, das Arrangement mit Crepetape und Paketpapier an der Wand nachzustellen - das gibt einem eine sehr präzise Idee des Endresultat, hilft gleichzeitig mit der genauen Platzierung von Bohrlöchern und ähnlichem, und lässt die meisten Wände unbeschadet zurück - was selbst bei Bleistift manchmal problematisch ist. Wir haben da auch einige hilfreiche Tutorial-Videos gedreht!
Wenn ich mein Fleckchen an der Wand gefunden habe, gibt es DIE richtige Höhe, in der ich meine Bilder aufhänge?
Nein - das würde ich so kategorisch nicht sagen. Das kommt sehr auf den Raum und die Einrichtung an, so einfach lässt sich das nicht pauschalisieren. Als Ausgangspunkt ist sicher die Augenhöhe zu nehmen, aber das ist keineswegs in Stein gemeißelt. Das muss man im Kontext des Zimmers sehen, ein Bild muss in einem bestimmten Raum wirken und daher so gehängt werden, dass es die Räumlichkeiten respektiert, mit bestehenden Einrichtungselementen, Flächen, Linien und Brüchen korrespondiert und harmoniert. Ich selber habe in meiner eigenen Wohnung z.B. ein Bild sehr tief, Bauchhöhe direkt über dem Esstisch hängen, ein anderes habe ich fast kopfhoch und etwas dramatisch über die Badewanne gehängt. Zwischen den zwei Bildern ist sicher ein dreiviertel Meter Höhenunterschied - aber beide fügen sich extrem gut in das jeweilige Raumkonzept.
Man muss nicht jedes Poster ganz klassisch mit Rahmen und Nägeln aufhängen. Mit etwas kreativer Experimentierfreude finden sich unzählige alternative Aufhäng- und Befestigungsmethoden. Was sind deine Favoriten?
Bilderleisten eignen sich auch sehr gut um Bilder aufgestellt zu platzieren. Der Vorteil hier ist, dass man sehr flexibel immer wieder neu dekorieren kann, je nach Lust und Laune! Ich mag es auch, Poster mit Metallclips zu hängen, was auch recht flexibel ist, und einen gewissen industriell-kreativen Feel mitbringt, der etwas an ein Moodboard denken lässt - das ist einfach frischer, junger, verspielter als das klassische gerahmte Bild.
Ich bin auch ein sehr großer Freund von großen gerahmten Prints lässig am Boden oder auf einem Sideboard, gerne in kleinen Grüppchen von zwei bis drei Prints - oft wirkt das sehr cool und loftig, erspart einem lästiges Bohren und eröffnet ganz andere gestalterische Möglichkeiten, da sich so Prints auch mit Pflanzen, Büchern und sonstiger Deko zu kleinen Sets kombinieren lassen. Auch hier gibt’s gute Ideen im JUNIQE-Magazin!
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